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Des Fauns Hufe

Schon mal von Pony Heels gehört? Das sind High Heels ohne Heels. Also ohne Hacken.

Vor Jahren habe ich mal ein Video gesehen wie eine Dame in solchen Schuhen läuft. In etwa so grazil wie ein lahmes Reh ohne Gleichgewichtssinn.

Dann jedoch stieß ich auf den genialen Faun von Lightning Cosplay. Einfach eine Augenweide. Und durch die modifizierten Pony Heels auch sehr elegant. Vor allem im Vergleich zu LARP-Faunen mit den plüschigen Beinen, die die Illusion eines Zehengänger zu erzeugen sollen.

Für meinen Steampunk-Faun Pony Heels in Schuhgröße 41 zu finden war nicht ganz einfach. Es wurden dann ein paar Lack-Overknees, die ich erstmal knapp unter dem Knie abschnitt. Leider waren die Stiefel wohl für Elefanten ausgelegt. Ich habe wirklich keine schlanken Waden, musste aber trotzdem noch über zehn Zentimeter in der Weite abnehmen. Da es zum Hacken hin immer enger wurde, ist die Naht auch nicht die schönste geworden, aber die wird man später so und so nicht mehr sehen. Lack zu nähen macht übrigens auch keinen Spaß. In solchen Situationen ist Zeitungspapier dein Freund.
Um das 9cm-Plateau in Form zu bringen, habe ich Fimo Air genutzt und konnte mal mein Modellierbesteck einsauen. Das Fimo Air brauchte etwa drei Tage zum Trocknen und schrumpft dabei. Auch vollständig durchgetrocknet kann man es mit Wasser wieder lösen. Das ist eher unpraktisch.
Zwecks Stabilität und Wasserschutz wurden die Hufe komplett mit Worbla eingepackt. Zur Sicherheit zwei Schichten. Dann habe ich doch nochmal die Form geändert. Gefolgt von mehr Fimo und einer dritten Schicht Worbla.

Dann Holzleim mehrere Schichten, schwarzer Spraylack für die Grundierung und Acrylfarbe. Das Ergebnis sah blöd aus und ich hatte versehentlich schnelltrocknenden Leim erwischt, der sich schon löste, wenn man ihn schräg ansah. Ich konnte fast die komplette Schicht einfach abziehen.

Auf dem Blanken Worbla hat mein Freund mit dem Dremel etwas Struktur in die Hufe gebracht und die typischen Wachstumsmuster imitiert.

Zweiter Versuch in Farbe wurde dann auf „Ponal Holzleim Wasserfest“ aufgetragen, der hält jetzt auch. Farblich habe ich mich an den Hörnchen orientiert. Also Kupfer mit Goldakzenten. Zum Schluss nochmal mit verdünnter Acrylfarbe drüber. Zufrieden!
Für die Fellpuschen musste ich erstmal ne Menge Fell trimmen. Eine Riesensauerei. Für das Schnittmuster habe ich einfach die Schuhe auf Packpapier gelegt, den Umriss nachgemalt und an markanten Stellen den Schuhumfang gemessen. Auf die Hälfte dieser Werte wurde der Schuhumriss dann erweitert. Zwei Fellteile wurden ausgeschnitten und vorn zusammengenäht und eng an die Schuhe gesteckt. Diese Weite von Innen markiert und das Fell etwas zurück geschnitten (zu viel Nahtzugabe eingeplant) konnte die Rückseite per Hand grob zusammengenäht werden.

Ungefähr ab diesem Punkt habe ich mit komplett ausgestopften Stiefeln gearbeitet. Ist einfacher als an Stiefel rumzufummeln in denen die eigenen Füße stecken.

Das Schnittmuster für die Gamaschen entstand auf ähnliche Weise anhand des Stiefelumrisses. An einigen Stellen sind die Gamaschen fest an die Stiefel genäht damit sie nicht verrutschen. Dabei musste nur der innenliegende Reißverschluss zugänglich bleiben. Zur Erinnerung: Die Knopfleiste der Gamaschen ist außen. Problem erkannt?

Wegen der Puschen und Gamaschen kann ich den Reißverschluss nicht vollständig öffnen. Aber es reicht um rein und raus zu kommen.

Die Praxis

Auf der FaRK habe ich es vier Stunden bei 33°C im Schatten mit Hufen und Pelzhosen ausgehalten. So sahen die Hufe dann von unten aus:

Ich hab mir den ein oder anderen Stein eingetreten. Kein Wunder, dass die Füße weh taten!

Seien wir ehrlich: Ich habe meine Wadenmuskulatur und das Gleichgewicht vorher trainiert und auf der FaRK die meiste Zeit gesessen, doch sobald ein paar größere Steine auf dem Weg lagen, war es aus mit der Grazie. Wenn man mit den Hufen umknickt, kommt man nicht so schnell wieder hoch – sofern man sich nicht gleich eine Sehne reißt.

Ich kannte das Gelände und die Wege in den Wassergärten, wusste worauf ich mich einlasse. Und trotzdem war ich heilfroh, dass mein Freund mir den Speer aufgeschwatzt hat.