Seite auswählen

Faun aus Dampf und Aether

Was ich im deutschen Steampunk noch etwas vermisse, ist die Verschmelzung mit anderen – sagen wir – kostümlastigen Genres des Geekdom wie Comics, Cosplay und Fantasy.

Zumindest Steamfantasy hat dank Anja Bagus’ ja ein solides Fundament. In ihrer Ætherwelt steigt eine eigenartige, sehr energiegeladene Substanz aus den Bächen und Flüssen auf, die zwar technologisch sehr begehrt ist aber jene, die damit in Berührung kommen, verändern kann. Um diese fantastischen Wesenheiten aber auch den Umgang mit Æther zu erforschen, kontrollieren, protokollieren und abzuheften gibt es das Amt für Ætherangelegenheiten. Und man muss ja nicht immer auf der Beamtenseite stehen. Ein bisschen Aether und ratzfatz findet man sich auf der anderen Seite des Schreibtisches.

Wie solch eine Veränderung von statten gehen kann, wir dhier einmal am Beispiel eines Faunes erläutert.

Photo: Karsten Schmidt

Registrierung als Veränderte beim Amt für Aetherangelegenheiten
| Photo: Anja Bagus

Hörner

Fangen wir oben an: Die Hörnchen. Sind nicht selbstgemacht. Die habe ich von Lightning Cosplay. Fertig bemalt kamen sie mit einem Gummiband zur Befestigung. Gummibänder mögen mich nicht. Es musste etwas stabileres her. Also habe ich die vorhandenen Löcher genutzt um die Hörner mit Draht an einem Haarreif zu befestigen. Damit diese Konstruktion einigermaßen symmetrisch und auch stabil war, benötigte es etliche Anläufe. Trotzdem schwankten die Hörner noch gefährlich bei jeder Kopfdrehung.

Zur weiteren Stabilisierung habe ich deshalb von unten zwei Schichten Worbla gegengeklebt. Die Worblaränder und Hornansätze wurden mit Fellresten etwa meiner Haarfarbe kaschiert. So fällt die Konstruktion selbst bei schnellem Aufsetzten kaum auf.

Schon nach kurzem Tragen drück es jedoch gewaltig, so leicht die Hörner auch sind. Außerdem traue ich der Stabilität des Haarreifs nicht ganz. Bei Gelegenheit wird dieser denn auch mit Worbla unterstützt, verbreitert und irgendwie gepolstert. Genug Fellfetzen zum kaschieren finden sich schon noch.

Goggles

Seit vier Jahren bin ich nun als Steampunk unterwegs und doch ist der Faun das erste Ensemble mit Goggles. Diese hier hab ich in der E-Bucht gefunden. Vor allem die Farbe der Gläser gefiel mir. Nur war das Gestell stahlfarben. Damit hatte ich meine zweite verspätete Premiere: Auf Altmessing umlackieren.

Dazu lässt sich nicht viel sagen: Abkleben, schwarz Grundieren, Goldspray und mit Acrylfarbe altern.

Einzige Erkenntnis war, dass der Versuch auf natürliche Weise Abrieb zu imitieren nicht funktionierte. Was ich damit meine: Alles mit dunkelbrauner Acrylfarbe einschmieren und darüber wischen, dann bleibt es nur in den Ritzen hängen. Denkste! Egal wir sanft ich wischte, es kam immer alles runter. Also musste in kreativer Fleißarbeit jeder Dreckfleck einzeln gemalt werden.

Zum Schluss noch das Gummiband – schon wieder! – gegen Leder ersetzen, nieten, fertig!

Korsett und Gürtel

Eigentlich ist der Mittelteil des Ensembles uralt und langweilig. Der Schmuck ist gekauft bzw. ein Uhrwerk an der Kette. Die Bluse gehört zu meiner Ausstattung für Konferenzen. Das Korsett ist das Steampunk Princess Underbust Corset von Dracula Clothing. Mit diesem Teil fing mein Steampunk-Trip damals an, aber das erzähle ich euch vielleicht ein andermal.

Normalerweise hat das Korsett Schulterträger, die bei mir aber sofort rutschen. Also habe ich die Träger abgetrennt und zu einem Neckholder zusammengenäht.

Die Gürtelkonstruktion gehört auch zu meinem allerersten Steampunk-Outfit. Der gebührt ebenso ein eigener Beitrag.

Rock und Bloomers

Diese beiden Stücke zu nähen war recht amüsant und ging flüssig von der Hand, weil ich beides ja schon einmal gemacht hatte. Der Rock ist eine kürzere Version von meinem ersten Outfit. Da hatte ich sogar noch Schnittmuster und Konstruktionsskizzen.

Bloomers hatte ich ja Anfang des Jahres als UFO abgearbeitet. Leider war das Schnittmuster abhanden gekommen. Anhand des Pdf, meiner Maße und der alten Bloomers wurde ein neues erstellt, in das auch mein Hintern bequem reinpasst. Das war vorher nicht recht der Fall.

Fellbeine

Die Arbeit mit Kunstfell war etwas entnervend. Überall Fussel, drei verbogene Nadeln. Den Nähfuß habe ich nicht genug anheben können um die gesamte Nahtzugabe darunter zu kriegen. Deswegen sind die Hosenteile etwas zu groß.

Für die FaRK hatte ich das Fell nur grob an die Bloomers genäht. Nächster Schritt ist eine Art Fellhosenhalter. Da sollten mir dann die weiten Beinlinge zu Gute kommen.

Bald geht’s weiter mit den Hufen und dem Speer.