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Des Fauns Hufe 3.0

Die Faunhufe sind ein gutes Beispiel, wie Pläne nicht immer aufgehen und die scheinbar einfachen Wege doch schwierig sind oder einfach nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Was mich von Anfang an störte war der sehr plüschige Überzug. Den habe ich letztes Jahr schon gegen Socken ersetzt. Eine wesentliche Verbesserung, die wesentlich zu einem stimmigeren Gesamtbild beigetragen hat.

Trotzdem war ich mich der Form der Hufe nicht zufrieden. Weil ich davon ausging, der Designer hätte sich was dabei gedacht, hatte ich das Profil an die Form der Pony Heels angepasst. Ich dachte, dieser Knick in der Sohle würde besseres Abrollen ermöglichen. Aber tatsächlich verringert er einfach nur die Standfläche. Zum Abrollen ist der Winkel zu groß. Aber was soll man bei Schuhen aus dem Fetischbedarf schon erwarten?

Bei der Überarbeitung der Hufe sollte also eine möglichst große, gerade Standfläche erreicht werden. Außerdem eine ausgeprägtere Hufform und Antirutschsohlen, auf Laminat und Fliesen ist’s nämlich ganz schön glatt.

Also musste erst einmal die alter Verkleidung des Schuhes runter. Die Socken waren mit der Nagelschere schnell entfernt. Nach dem Aufwärmen per Heißluftföhn lies sich das Worbla recht gut mit einem Messer ablösen. Für die Reste der Modelliermasse reichte Wasser.

Auf zu neuen Hufen

Mit neuer lufttrocknender Modelliermasse habe ich dann die neue Hufform modelliert. Dabei habe ich mich eher an den Hufen von Lightning Cosplay orientiert. Und wie gesagt eine ebene Sohle. Deshalb habe ich Glasplatten als Unterlage benutzt. Zum Trocknen kamen mir ein Geschenk meiner Hessencourrier-Kollegen ganz gelegen. Dieses Leichtgewicht von Blumenstrauß hält ohne weiteres beide Schuhe mit etwa anderthalb Kilo Modelliermasse. Laut Anleitung hätten die Hufe nach vier Tagen durchgetrocknet sein sollen. Leider hatten wir hier zu der Zeit eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, so dass es eine Woche dauerte, bis sich die Masse nicht mehr kühl anfühlte. Die Kühle ist eine Folge der Verdunstungskälte, wenn das Wasser in der Modelliermasse verdampft. Die Modelliermasse verliert dadurch auch an Ausdehnung. Risse sind bei so massiven Objekten unvermeidlich. Sie treten an besonders dünnen Stellen auf oder wo Masse hinzugefügt wurde.
Als die Hufe trocken waren, ging ich nochmal mit Schleifpapier drüber. Modellieren ist wirklich nicht meine Stärke und ich bin froh wenn einigermaßen die Form stimmt. Mit grobem Schmirgelpapier hab ich die gröbsten Dellen raus geschliffen. Die Kerbe zwischen den Zehen, wo die Masse gerissen ist, hab ich mit einem Stecheisen etwas ausgeformt.
Diese Grundform wurde dann mit Worbla eingepackt. Zwei Schichten normales, braunes Worbla für die Stabilität und eine Schicht Black Worbla als Finish. Worbla ist ein Thermoplast, der unter Hitze formbar wird. Tutorials zum Thema findet ihr zuhauf auf Cosplay-Seiten. Black Worbla hat den Vorteil, dass man sich das Grundieren sparen kann, denn es ist bereits schwarz und hat eine wesentlich glattere Oberflächenstruktur als das normale.
Um noch etwas Struktur hinein zu bekommen, hab ich die Oberfläche mit der Heat Gun nochmal aufgeheizt und mit einem Modellierwerkzeug Rillen gezogen. Zuerst nur mit der Spitze des Werkzeugs um die Richtung vorzugeben und die Verteilung. Danach bin ich an einigen Stellen nochmal mit der Kante und Fläche des Werkzeugs reingegangen und habe vereinzelte Rillen vertieft. Wichtig ist dabei unterschiedliche Längen zu nutzen und die Rillen unregelmäßig zu verteilen. Sie dürfen sich bündeln und kreuzen, aber auch der Abstand zwischen den Bündeln darf nicht zu gleichmäßig sein. Zum Schluss, als das Worbla schon kalt wurde, hab ich nochmal wenige feine Linien mit der Spitze eingekratzt. Vor allem in der Nähe der großen, tiefen Rinnen.

Vor dem Grundieren hab ich mich nochmal schlau gemacht, da ich vorher nicht mit Black Worbla gearbeitet hab. Und das war gut so! Denn nach einem Artikel von Elemental hält Holzleim gar nicht mal so gut auf dem schwarzen Zeug. Und wie schon gesagt, das Black Worbla schon recht glatt ist, muss man es gar nicht zwingend grundieren. Also ein Arbeitsschritt gespart! Jippie! (Vor allem weil ich noch Holzleim hätte kaufen müssen. Unser Rest war nämlich eingetrocknet.)

Also ran an die Pinsel! Da ich farblich wieder die Hörner als Vorlage genommen hab, sollten die Rillen schwarz bleiben. Also nur wenig, recht trockene Farbe drüber, damit nix in die Ritzen läuft. Dazu benutze ich sehr gerne einen Fächerpinsel und Farbe nur auf den äußersten Spitzen der Borsten. Der Grundton ist kupferfarben. Dann noch ein paar wenige goldene Akzente und fertig!

Neuer Überzug

Damit kommen wir nun zu den Füßen. Wie schon letztes Mal hab ich die erste Socke mit einem Spezialkleber für Schuhmaterialien angeklebt. Da ich einfach die alte Socke genommen hab, brauchte ich sie nicht zurecht schneiden. Von einer frischen Socke würde man erst an der Naht die Spitze abschneiden und sie dann über den Schuh stülpen. Im hinteren Bereich ist dann zu viel Stoff, den man einfach passend wegschneidet. Klebstoff an die Kante über dem Huf und nach Packungsanweisung verfahren.

Als zweite Lage habe ich diesmal eine Leggins genommen. Die war gerade im Ausverkauf und hatte die perfekte Farbe. Manchmal hab sogar ich Glück 😉 Leggins sind enger gestrickt als Socken, so dass die Stoffstruktur weniger zu sehen ist. Die doppelte Lage aus Socke und Leggins hat den Vorteil, dass das Latex nicht mehr durchscheint und das Fußgelenk etwas besser stabilisiert wird.

Auch die Leggins musste etwas zurecht gestutzt werden. Dann festnähen und mit Fell den Übergang zum Huf kaschieren. Auch das Fell ist angenäht. Viele arbeiten hier mit Heißkleber aber da bin ich kein Fan von. Bei einer Naht kann ich mir sicher sein, dass es hält. Und wenn nicht näh ich halt nochmal drüber.

Jetzt kam das erste Mal meine neue Airbrush-Pistole zum Einsatz *freu* Damit hab ich schonmal den weißen Ansatz des Kunstfells eingefärbt und ein paar Gradienten über den Fuß gezogen. Aber auch so ist der Übergang von Leggings auf Kunstfell recht drastisch. Deswegen habe ich in Fisselarbeit entlang sämtlicher Kanten einzelne Fellbüschel geklebt. Dazu habe ich auf ein paar Zentimetern etwas Sekundenkleber in einem etwa fünf bis zehn Millimeter breiten Streifen über dem Rand des Kunstfells verteilt. Von restlichem Kunstfell ein kleines Büschel einzelner Haare – also ohne das Gewebe – abgeschnitten und aufgefächert. Dadurch haben alle Haare die Chance überhaupt mit dem Sekundenkleber in Kontakt zu kommen. Das Büschel dann auf den Sekundenkleber gedrückt. Handschuhe tragen ist nicht vergessen, sonst hat man tagelang Kunstfell an den Fingern.

Auch wenn es Sekundenkleber heißt, ist er nicht innerhalb von Sekunden fest! Aus dem noch feuchten Kleber kann man durchaus Haare herausziehen. Deswegen mit dem Frisieren warten, bis der Kleber durchgetrocknet ist. Dann sieht man, welche Haare wirklich nicht geklebt haben.

Es fehlt noch die Antirutschsohle. Solche selbstklebenden Sohlen kriegt man zum Aufkleben für kleines Geld. Einfach mal nach Gummisohlen für High Heels suchen. Die Dinger sind echt super!

Edit: auf dem glatten Worbla fängt die Sohle irgendwann an sich zu verschieben. Habe sie dann mit kleinen Nägeln an Ort und Stelle festgenagelt.

Durch den Sekundenkleber entsteht wieder ein etwas weißlicher Rand. Deshalb hab ich hier nochmal mit der Airbrush nachgearbeitet und auch die Farbverläufe auf den Hufen verbessert.

Und damit sind die neuen Hufe fertig!

Halt! Fast!

Wie läuft es sich?

Man merkt das zusätzliche Gewicht, durch das Mehr an Modelliermasse. Deshalb trainiere ich meine Wadenmuskulatur momentan auch, um das Zusatzgewicht stemmen zu können. Außerdem werde ich die Schuhe festbinden und dabei gleich das Fußgelenk stabilisieren.

Trotz meiner Bemühungen stehen die Hufspitzen etwas hoch, und Klacken beim Laufen auf festem Untergrund. Ein ganz witziger Nebeneffekt. Wie sich die vergrößerte Standfläche im Gelände auswirkt bleibt auszutesten. Bisher bin ich nur in der Wohnung gelaufen. Draußen ist es mir grad zu naß.

Edit: Keine Ahnung warum das Video auf der Seite liegt – kann ich aber auch nicht ändern.

Edit: Nach ausgiebigen Test draußen kann ich sagen: Die neuen Hufe sind wesentlich geländegängiger. Steine auf den Wegen sind keine Hindernisse mehr, ich kann sogar ein wenig klettern oder auch mal von Stein zu Stein über’s Wasser gehen. Also ein voller Erfolg.