Seite auswählen

25yr Resteverwertung

Eigentlich für November-MMM geplant, hab ich total verpeilt den Beitrag online zu stellen. Deswegen gibt es jetzt im tristen Dezemberwetter einen herbstlichen Farbtupfer.
Im Mittelalter waren Schnittmuster noch darauf ausgelegt, dass kein Fitzelchen verschwendet wurde. Ergebnis waren eher sackartige Kleider, die auf Figur gebunden wurden. Je ausgefallener und figurbetonter jedoch die Mode wurde, desto mehr Abfall produzierten die Schnitte. Und so hat heute jedes Schneiderlein einen Karton oder ähnliches, wo all die Abschnitte und Reststücke lagern – denn man könnte sie ja nochmal gebrauchen, als Flicken, zum Basteln oder Ausstopfen.

Die Aurora-Tournüre hat jedoch so viele Reste produziert, dass mein Schnipselkarton damit gänzlich überfordert gewesen wäre. Dazu kommen die Stoffe, die für die Tournüre gedacht waren, farblich jedoch letztlich nicht recht passten. Alles zusammen ein ganzer Haufen Stoff, zu Schade für die Tonne.

Die Lösung seht ihr hier:

Ein Resterock.

Und die meisten Reste kriegt man in einem Tribalrock unter. Ein anderer Name ist 25yr-Rock, wobei die 25yr die Saumlänge angeben – das sind etwa 23 Meter!

Die Konstruktion ist denkbar einfach. Der Rock besteht meistens aus vier Stufen, jeweils nur ein langer Stoffstreifen, oben gerafft und an die darüberliegende Stufe genäht. Jede Stufe hat doppelt so viel Saumweite, wie die vorherige. Damit es an den Hüften nicht so aufträgt, wird die erste Stufe wird oft als Tellerrock gearbeitet.

Meine Stoffbahnen bestehen aus ganz vielen Rechtecken mit 25cm Breite – das ist die Höhe der Stufe – und sehr variabler Länge. Die Farben rangieren von Dunkelbraun über beige und altrosa zu orange, feuerrot und aubergine.
All diese Stücke wurden erst sortiert und dann wieder gemischt, für eine möglichst gleichmäßige Farbverteilung. Rot und Brauntöne habe ich dabei weitgehend getrennt zu verschiedenen Stufen zusammengestellt. Aneinander gelegt ergibt das eine gut 40 Meter lange Stoffbahn.
Um diese Mengen an Stoff bewältigen zu können, habe ich mit der ersten und zweiten Stufe begonnen und dann separat die dritte und vierte zusammengenäht. Wegen der enormen Länge der vierten Bahn wurde die auch in zwei Etappen gerüscht. Denn Saum habe ich einfach mit der Overlock versäubert. Wie ihr hier seht, sind schon die unteren zwei Stufen allein ein ganzer Haufen Stoff.

Dann kam das Schlimmste: Die beiden Teile aneinandernähen. Andauernd hat sich ein Stück von der zweiten Stufe mit unter die Nadel geschoben. Also wieder auftrennen und nochmal angesetzt. Überhaupt war es eine Herausforderung diesen Stoffberg auf mein Schreibtisch zu händeln.

Aber jetzt ist er fertig und ich mag gar nicht mehr aufhören mich darin zu drehen, so schön fliegt der Rock.